Pressestimmen (2) vom 2. Juli 2000 zur Mulde-Regatta

Einhelliger Wunsch: Nächstes Jahr wieder!

791 Wasserwanderer eroberten die Mulde zwischen Grimma und Wurzen / Weit gereiste Gäste kamen aus Frankreich

Grimma/Wurzen. Exakt 12.26 Uhr legten sie an: Martin Hähle und René Mühlmann aus Leipzig hatten 2 Stunden 35 Minuten für die 21,5 Kilometer von Grimma nach Wurzen gebraucht. Mit dem Bonus des Erstplatzierten machten sie sich per Auto auf, den Trubel an der Regattastrecke zu genießen, denn zwischen Grimma und Wurzen fand die größte Wassertouristikveranstaltung Ostdeutschlands statt: 791 Wasserwanderer in 337 Booten - da staunte selbst Heiner Quandt, Präsident des sächsischen Kanuverbandes. Der Kameramann von Nordsachsen TV belagert am Ziel den Steg. Er hat den Start der Mannschaft von Barsinghausen und Mont Saint Aignon eingefangen. Ihr Zieleinlauf wäre sein ideales Schlussbild. Gerade darauf kann er lange warten. Bei kühlem Bier, Dixieland und Swing von "Six Pack" auf der Schlossterrasse Trebsen genießen die Gäste den Tag und die Verlockungen an der Strecke. Der 16-jährige Hannes Burkhardt hat dazu keine Zeit. Der Wanderkanute von der SG Lok Wurzen, mit 26 Teilnehmern dabei, kommt als Zweiter ein, weil er's eilig hat: 14 Uhr hat er Auftritt beim Musikschulfest.

Über sich selbst erstaunt ist Mutzschens Bürgermeister Heinrich Hiersemann. Er legt gleich nach Landrat Gerhard Gey (3.) an, und der hatte mit Sylvia Quandt immerhin eine mehrfache DDR-Meisterin im Kanu-Slalom im Boot. Hiersemanns halten zum ersten Male ein Paddel in der Hand. Gotthard Weinert hingegen paddelt seit 1955. Der über 60-jährige hat sich unterwegs sein Bierchen gegönnt. Der niedrige Wasserstand schreckt ihn nicht "Muldekiesel sind rund", lacht er. Nur mit Hilfe der Talsperre Eibenstock hatten die Veranstalter für die nötige Handbreit Wasser unterm Kiel sorgen können. Gegen 10.45 Uhr stieg der Wasserspiegel um knappe 15 cm. OBM Anton Pausch freilich kam bei Trebsen ohne Riss im Faltboot nicht davon. "Man braucht Flickzeug und wasserdichte Schuhe", nimmt es der Wasserwanderer gelassen und lobt: "Einwandfreie Ein- und Ausstiege, freundliche Helfer an der Strecke, sehr gute Teilnahme und für jeden Beifall." Sein Amtsbruder Osmar Brück aus Grimma sitzt schon beim Bier im Festzelt. Er hatte ein festeres Boot gewählt.

Mit Picknick-Körben am Ufer bequem gemacht haben es sich die Panitzscher Familien Krafft und Becker. Mit Sekt und Erdbeertorte erwarten sie die jüngeren Familienmitglieder am Ziel. Unterdessen sorgen die Wurzener Spielleute für Stimmung am Ufer. Die Volkssolidarität bietet Kaffee und Kuchen an, die Tierschützer bringen sich ins Gespräch, das Kinder- und Jugendhaus preist sich und seine Muldewiesenkobolde an. Schwerstarbeit leisten indes die Jungs von der Feuerwehr. Ein Boot nach dem anderen wird aus dem Wasser gehievt und an Land getragen. Gemeinsam mit dem THW und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft sorgen sie für Ein- und Ausstiege ohne Kenterrolle und helfen beim kräftezehrenden Umtragen der Wehre.

"Wir sind um unser Leben gepaddelt", scherzen Rolf Allgeier und Jochen Winkler. "Zwei Risse und kein Flickzeug mit." Leipziger Paddler leisteten erste Hilfe am Boot. Ihr Fazit: "Perfekte Organisation, die Mängel des Vorjahres sind abgestellt, die Versorgung auf der Strecke klappt prima." Ihren hübschen Matrosenlook haben Sally Thiele und Jeanine Fritz (18) fast durchgeschwitzt. Am Steg Küsschen vom Freund und Begrüßung mit Medaille:"Ihr wart die Besten". Trotz "Puddingarmen" wollen sie wieder mit machen, "aber im richtigen Boot", denn Schlauchboot und Gegenwind, das war zu hart.

Der Kameramann ist längst weg, da taucht das erste der sechs Boote aus Frankreich auf. Catherine Flavigny ist Amateurin am Paddel. Sie und ihre Gymnasiasten aus Rouen und Mont Saint Aignon sind als weitgereisteste Teilnehmer der Regatta pokalverdächtig. Gut beschützt übrigens von Dieter Packmor vom Calenberger Canoe Club Barsinghausen. "Das war ein Abenteuer für die Schüler", ist sich Catherine Lavigny, die Vorsitzende des Städtpartnerschaftskomitees mit Barsinghausen, sicher. Überrascht war sie von der Freundlichkeit der Leute und der wunderbaren Landschaft.

Inzwischen ist es 18 Uhr. Noch immer treffen Boote am Steg ein. Meist größere oder schwer bewegliche. Punkt sieben erklärt Uli Wünscher von der Wasserwacht vom Schlussboot aus die Regatta für beendet. "War super", meint Anja Kleinert, die für sich und Partner Gunter Wagner eigens T-Shirts mit Regatta-Logos bemalt hatte. Nicht nur sie meinen: "Nächstes Jahr unbedingt wieder."

Viola Heß

© Leipziger Volkszeitung Online vom 02.07.00

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